Die Theory of Mind ist eine Bezeichnung für die Fähigkeit in der Praxis anzunehmen, daß Mitmenschen andere Kenntnisse besitzen als man selbst. Klassische Tests mit Kindern führen z.B. ein Puppenspiel auf, bei dem in eine eindeutig als solche kenntliche Keksdose ein Bleistift gelegt wird. Das Kind soll danach angeben, was eine Puppe, die das Spiel „nicht mitverfolgt hat“, wohl denken würde, was in der Keksdose wäre. Pauschalisiert ausgedrückt würden Kinder mit einer ToM antworten, daß darin Kekse vermutet würden, ein Kind, das keine in diesem Fall ausgeprägte ToM besitzt hingegen, daß darin ein Bleistift vermutet würde.
Die Unterstellung einer gering ausgeprägten ToM speziell an Autisten führt zum häufigen sachlich falschen Gebrauch von Autismus als Schimpfwort in diesem Sinne.
Tatsächlich ist nicht klar, ob Ergebnisse, die nahelegen, autistische Kinder hätten eine gering ausgeprägte ToM, schlichtweg Messfehler aufgrund Nichtverstehens der Aufgabenstellung darstellen. Allerdings ist es plausibel, daß autistische Kinder es schwerer haben, die Welt um sie zu verstehen, da diese Welt zu großen Teilen völlig andersartig veranlagt ist. Erwachsenen Autisten sollte man unterstellen können, im Besitz der ToM zu sein.